Montag, 17. Oktober 2016

Gastrezension von jenvo82 zu Tage zwischen Ebbe und Flut von Carin Müller




Preis: € 9,99 [D]
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl:288
Altersempfehlung:-
Verlag: Carin Müller

" Und im Moment würde sie fast ihr Leben dafür geben, wenn sie diesen Satz noch einmal von ihm hören und sich in seinen Armen sicher fühlen könnte."

InhaltUm den größten Wunsch von Felix, einem 70-jährigen, der an Alzheimer erkrankt ist, zu erfüllen, begeben sich Frau, Tochter und Enkeltochter mit ihm auf eine Kreuzschifffahrt durchs Mittelmeer. Eine Reise, die für allerlei Abenteuer, für Zerstreuung aber auch ernsthafte Gespräche gut ist und im krankheitsüberschatteten Alltag für eine willkommene Auszeit sorgt. Auf hoher See kommen sich die Familienmitglieder wieder näher und finden trotz aller gegensätzlichen Ansichten wieder mehr zueinander.

MeinungIn diesem optimistischen Unterhaltungsroman begleitet der Leser eine ganz normale Familie auf einer nicht ganz herkömmlichen Urlaubsreise, die intensiv und schonungslos die Wahrheit über zwischenmenschliche Beziehungen offenbart. Die festgelegte Rahmenhandlung zwingt die sehr verschiedenen Charaktere, sich nicht nur mit ihren persönlichen Wünschen und Ängsten auseinanderzusetzen, sondern auch die Gemütslage der Angehörigen wahrzunehmen.

 Und so lösen sich anfangs klischeehafte Verhaltensweisen nach und nach in Wohlgefallen auf, weil der Leser mitverfolgt, dass Menschen nicht immer überdreht sind sondern auch mal einfühlsam, dass sie zwar gerne kontrollieren aber manchmal auch die Zügel aus der Hand geben, dass sie rational denken aber sich im Inneren Liebe wünschen.
Unterschwellig plädiert die Autorin für mehr emotionalen Zusammenhalt, der sich nicht an gesellschaftlichen Normen orientiert sondern in erster Linie an der Menschlichkeit und Wärme eines Familienverbandes.
Ein leichter, flüssiger Schreibstil in Verbindung mit wechselnden Erzählperspektiven und einer überschaubaren Anzahl an Protagonisten sorgt für angenehme Lesestunden.

Besonders positiv empfand ich die geschilderte Möglichkeit, wie verschiedenartig sich zunächst eingeschliffene Verhaltensmuster im Zusammenspiel mit anderen Menschen entwickeln können. Lediglich die Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild Alzheimer kam mir hier etwas zu kurz, denn der Erkrankte veränderte zwar seine Familienmitglieder, stand aber eher im Hintergrund. Hier hätte ich mir persönlich etwas mehr Schwere, Trauer und Verlustgefühl gewünscht, obwohl man davon gerade als Betroffener gern mal eine Auszeit nimmt.

FazitIch vergebe 4 Lesesterne und eine Empfehlung für alle, die sich für gute Unterhaltungsliteratur erwärmen können und auf der Suche nach einem lebensbejahenden Buch sind, welches auch in dunkle Alltagsstunden etwas Sonnenschein zaubert. Insgesamt eine überzeugende, durchaus realistische Erzählung, die sich intensiv mit menschlichen Befindlichkeiten aller Art befasst.

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