Donnerstag, 24. November 2016

Gastrezension von jenvo82 zu Die goldenen Tage von Monica Sabolo




Preis: € 10,00 [D]
Einband:  Broschur
Seitenanzahl: 213
Altersempfehlung:-
Verlag: suhrkamp
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„Sie hatten ihre Geheimnisse voreinander, und so bildete sich eine Art Blase zwischen ihnen, die ein Serum voller Bitterkeit und Reue enthielt und bei all der Energie, die sie umgab, langsam aufzuplatzen drohte.“
Inhalt
Crans-Montana in den unbeschwerten 60-iger Jahren, in denen alles möglich scheint und die Welt für die Jugend geradezu offensteht. Dort finden sich drei Mädchen zu einer Clique zusammen, die von sämtlichen jungen Männern aus der Ferne bewundert wird und zu einer verheißungsvollen Zukunft gehört. Jeder träumt sich an die Seite einer dieser Schönheiten und versucht auf eigene Art und Weise das andere Geschlecht zu beeindrucken. Doch Charlie, Chris und Claudia (kurz die drei C´s) zeigen keinerlei Interesse an ihren Verehrern. Ihre Jugend spielt sich zwischen mondänen Partys, wilden Exzessen und einer schier unüberbrückbaren inneren Einsamkeit ab. Wie ein Eisberg bleiben sie als Einheit bestehen, obwohl das Leben jeder Einzelnen längst in viele kleine Splitter zerbrochen ist. 
Meinung
Dieser Roman aus der Feder der französischen Autorin Monica Sabolo, reiht sich so gar nicht in die typisch französische Leichtigkeit, den Charme und die hoffnungsfrohe Schreibweise vieler Landsleute ein. Hier findet man eher Melancholie gepaart mit Bitterkeit und einer fast depressiven Langzeitstimmung, die selbst die gewählte Ausdrucksweise nicht schmälern konnte. Während des Lesens habe ich mich gefragt, wie es zur Wahl des Buchtitels kam, denn der suggeriert das komplette Gegenteil vom Inhalt. Nach goldenem Glanz, erinnerungswürdigen Sehnsüchten und einer unbeschwerten Jugend sucht man bei den Mädchen aus Crans-Montana vergebens.
Die Autorin wählt verschiedene Erzählperspektiven, die sowohl die Bewunderer zu Wort kommen lässt, als auch die Bewunderten. Seltsamerweise sorgt diese Vielfalt an Eindrücken hier nicht für das allgemeine Leserverständnis. Denn alle Charaktere, wie genau sie auch beschrieben werden, bleiben seltsam blass und agieren nicht nur oberflächlich, sondern mitunter absolut unbegreiflich. Wie kann es sein, dass keiner dieser jungen Leute im später Leben einen Lichtblick hat, wie kann eine von Begehren und sexuellen Verheißungen geprägte Jugend, derart im Sande verlaufen? Leider konnte ich keine dieser Fragen beantworten. Hin und wieder nimmt die Erzählung Tempo auf, nur um sich sogleich wieder an Banalitäten festzubeißen und so schockiert mich hier weder der Drogenmissbrauch, noch die Lieblosigkeit der Protagonisten, noch ein tragischer Unglücksfall, der alle Hoffnungen zerstört.
Ganz besonders schade fand ich die erzeugte Melancholie, die hier viel zu früh in Verzweiflung und Lebensunlust umschlägt und jeglichen Hoffnungsschimmer begräbt. Kaum zu glauben, dass der Prozess des Erwachsenwerdens derart traurig und pessimistisch ausfällt und sowohl mit den familiären Hintergründen (fehlende Liebe des Elternhauses) als auch den Verheißungen der Zeit, keinen Fortschritt bringt. 
Fazit
Ich vergebe 2,5 Lesesterne (aufgerundet 3) für einen zeitgenössischen Roman, der meine Erwartungen nur bedingt erfüllen konnte. Einer der wenigen Pluspunkte ist die Schilderung einer Jugendbewegung, die im Glanz von Geld, Ansehen, Schönheit und Bewunderung nichts findet, was ihr bleibt, weil all ihre Werte erschreckend vergänglich sind. So setzt die Autorin für mich den Akzent auf ein Umdenken, auf die Betonung der Innerlichkeit, die bleibt, selbst wenn der Glanz des Äußeren vergeht.

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