Donnerstag, 1. September 2016

Gastrezension von jenvo82 zu Die langen Tage von Castellamare von Catherine Banner




Preis: € 18,00 [D]
Einband: Hardcover
Seitenanzahl: 480
Altersempfehlung: -
Verlag: List 
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"Sie fand, dass ihre Geister noch immer über den Ziegenpfaden und den Gassen hingen, ebenso präsent wie die Heilige. Denn für sie schien die Insel selbst zu leben, ein Ort, an dem die Erde Geschichten auswarf."

InhaltAls der junge Arzt Amedeo auf die zauberhafte, abgeschiedene Insel Castellamare kommt, schließt er sie sofort ins Herz. Insbesondere weil er als Findelkind groß geworden ist und nie ein derartiges Heimatgefühl erleben durfte. Die Bewohner nehmen ihn wohlgesonnen auf und schon bald findet er in Pina eine liebevolle Frau. Doch ein Seitensprung bringt seinen guten Ruf in Gefahr und als er zeitgleich seine Frau und seine Geliebte von ihren Kindern entbindet, ist der Skandal perfekt. Fortan darf Amedeo nicht mehr offiziell als Arzt praktizieren und ist gezwungen, sich eine andere Existenz aufzubauen. Mit "dem Haus am Rande der Nacht" eröffnet er eine Bar, in der sich fortan das Inselleben abspielt, durch Kriege, Erdbeben, persönliche Schicksale und mehrere Generationen hinweg, wird dieser Ort zum Zentrum der Familie Esposito und all ihrer Nachkommen.

MeinungVon diesem Buch kann ich nur schwärmen, denn es erfüllt alle Anforderungen, die ich an einen guten Familienroman stelle und zieht den Leser über gut 400 Seiten mitten hinein in das Leben der Insulaner auf Castellamare.

Catherine Banner schafft hier ein Familienportrait der ganz besonderen Art, welches anhand eines Mikrokosmos die ganze Welt offenbart. Eine abgelegene Insel, eine urige Bar und das Lieben, Leiden und Leben ganz normaler Menschen - mehr ist nicht nötig, um einen wundervollen, poetischen Roman zu kreieren.
Das Besondere daran ist die Vielfalt der menschlichen Handlungsweisen, die kleinen Querelen, die großen Tragödien und der absolute Wille, ein Zuhause, einen wahren Zufluchtsort zu bewahren, unabhängig von äußeren Einflüssen. So trotzen die verschiedenen Generationen nicht nur Wind und Wasser, nicht nur Kriegen und Erdbeben, sondern auch Vorurteilen und finanziellen Krisen.
Unter dem Schutz der Heiligen Sant ´Agata ereignen sich die kleinen und großen Wunder in jeder Generation aufs Neue und der Fortbestand ist gesichert. Starke Protagonisten, emotionale Handlungen und menschliches Fehlverhalten finden in diesem Roman ausreichend Platz, um sich optimal zu entfalten. Und so gewinnt der Leser einen Blick auf eine Familie, die diese selbst nicht hätte werfen können, weil die Zeitspanne von der erzählt wird, ein Menschenleben überschreitet.

FazitIch vergebe 5 Sterne für diesen umfassenden, sympathischen Familienroman, der durch seine Protagonisten und seinen Schauplatz zu einem unvergleichbaren Lesevergnügen wird und das Herz auf allen Seiten höherschlagen lässt. Bestens geeignet um abzutauchen in die Vergangenheit aber auch um Verhaltensweisen und Schicksalsschläge besser einzuordnen. Der Fokus liegt hier nicht auf dem eigenen, zeitlich begrenzten Leben, sondern auf der Entwicklung, die eine Großfamilie in dieser, der nächsten und übernächsten Generation erleben wird. Sehr menschlich, sehr einprägsam und voller herzlicher Worte - einfach nur toll!


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