Mittwoch, 28. September 2016

Gastrezension von jenvo82 zu Marlene von Hanni Münzer




Preis: € 9,99 [D]
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 544
Altersempfehlung:-
Verlag: Piper
Weiter Infos zum Buch + Bildquelle

„Im Krieg gibt es keine Guten. Das Gute ist eine Illusion, über die der Teufel lacht.“
Inhalt
Marlene Kalten agiert im Verborgenen als Widerstandskämpferin gegen das Naziregime und versucht mittels Spionage die geplanten Angriffe und strategischen Zielstellungen der überzeugten Nationalsozialisten zu vereiteln. Immer wieder gerät sie dabei in höchste Lebensgefahr, aus der sie manchmal nur der Zufall und dann wieder ihr unerbittlicher Einsatz rettet. Marlene muss jedoch einsehen, dass der Krieg jedes Opfer fordert, welches er kriegen kann und ihr Lebensziel richtet sie bald nur noch nach einer Prämisse aus: Überleben um jeden Preis, ganz egal wie erniedrigend und grausam die Rahmenbedingungen sind, nur ihr Wille wird sie retten. Rückblickend erzählt die mittlerweile betagte Frau, die mit Geburtsnamen Anna von Dürkheim heißt, von den menschenvernichtenden Maßnahmen der Deutschen Naziregierung, von einem Leben unter Zwang, Folter, Vergewaltigung und Hunger und dem steten Lauf der Zeit, der es ihr dennoch ermöglichte, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ein Leben in Freiheit, nach Jahren der Entbehrung …
Meinung
„Marlene“ ist der Nachfolgeroman zu „Honigtot“, der bereits im Jahre 2014 erschien und bildet mit diesem eine Einheit, wobei man auch problemlos mit dem zweiten Band beginnen kann, so wie ich es getan habe. Auf gut 500 Seiten entwirft Hanni Münzer nicht nur das Portrait einer starken Frau, die sich weder Vorschriften machen lässt noch an ihrem gesunden Menschenverstand zweifelt, sie zeigt auch vorzüglich die Umstände und Lebensbedingungen der Menschen unter der Herrschaft der Nationalsozialisten auf. Und so ergibt sich ein rundherum gelungener, historisch beeindruckender Roman der auf jeder Seite überzeugt. Fiktion und Realität vermischen sich kaum merklich und die Gesellschaftskritik wirkt wie ein Spiegel, denn als Leser erkennt man durch die verschiedenen, gut herausgearbeiteten Charaktere, wie Menschen in Krisensituationen reagieren, welchen Mut sie beweisen oder welche Schuld sie auf sich laden. Besonders fasziniert hat mich nicht die fast heldenhafte Protagonistin, sondern vielmehr das Zusammenspiel der vereinten Kräfte im Kampf gegen die Übermacht des Bösen. Menschliche Werte wie Treue, Zusammenhalt, Liebe und Zuwendung beleben hier ganz entscheidend die Entwicklung, denn nur dadurch konnte eine alles umfassende Aufbruchstimmung nach Ende des 2. Weltkrieges entstehen. 
Fazit
Ich vergebe 5 Lesesterne für diesen mitreißenden, emotionalen, historischen Roman, der tatsächlich großes „Kopfkino“ bietet, ebenso wie es der Aufkleber des Verlages verspricht. Für mich war das Lesen ein großes Vergnügen und mein Interesse an historisch orientierten Romanen ist dadurch erneut geweckt. Ich möchte „Marlene“ gerne zu einem Lesehighlight des Jahres 2016 küren, weil dieser Roman fast schon epochale Züge aufweist und doch nur von den turbulenten Geschehnissen eines Menschenlebens berichtet. Es hat mir ausgesprochen gut gefallen, wie die großen Ereignisse im inneren eines Landes aufgegriffen werden und die Schnittpunkte mit der Geschichte eines Individuums vereint werden. Daumen hoch für diesen spannenden Schmöker. Den Vorgänger setze ich nun auch auf meine Wunschliste.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen