Donnerstag, 30. Juni 2016

Gastrezension von jenvo82 zu "Wer ist Mr. Satoshi?" von Jonathan Lee




Preis: € 14,99 [D]
Einband: Paperback, broschiert
Seitenanzahl:  320
Verlag: btb
Weitere Infos zum Buch + Bildquelle

"Aber ich vermute mal, wenn man einen alten Menschen mit den Augen eines jungen Menschen sieht, hat man immer das Gefühl von etwas Verlorenem oder Verpasstem."

InhaltNach dem Tod seiner betagten Mutter kommt ihr Sohn, Robert Fossick in den Besitz einer alten Kiste, deren Inhalt ganz unbedingt einem gewissen Mr. Satoshi zugestellt werden muss. Satoshi lebte zuletzt in Japan und scheint der Jugendfreund der verstorbenen Alice gewesen zu sein. Da Robert nicht weiß, wie er mit den Dokumenten in der Kiste verfahren soll, beschließt er sich direkt nach Japan zu begeben und den ominösen Freund ausfindig zu machen. Doch die Suche nach dem Mann gestaltet sich schwieriger als erwartet, denn weder die Adresse noch die Namensbezeichnung ist korrekt. Doch durch einige glückliche Zufälle und akribische Recherchearbeit gelingt es Robert schließlich den gesuchten Mann ausfindig zu machen. Der lebt mittlerweile in einer Betreuungsanstalt und blickt auf ein Leben voller Geheimnisse zurück ...

MeinungDie Grundidee und der ansprechende Klappentext haben mich dazu bewogen, dass Buch bereits zum Erscheinungstermin im Jahr 2015 auf meine Wunschliste zu setzen und nun habe ich endlich die Zeit gefunden mich dieser Lektüre zu widmen.
Der Roman zehrt von einer wunderschönen, schnörkellosen Sprache, die ebenso geradlinig wie aussagekräftig ist und viele schöngeistige Passagen enthält. Doch leider konnte mich die Geschichte so ganz und gar nicht in ihren Bann ziehen, weil die Distanz zwischen den Protagonisten und dem Leser konstant aufrecht erhalten wurde. So ist es nicht nur das fremde Japan, die etwas schrägen, individualistischen Charaktere sondern in erster Linie die fehlende Spannung, die hier zum Punktabzug führt. Gut die Hälfte des Buches wird Zeit damit verschwendet, die Hintergründe und dramatischen Ereignisse aus Roberts Leben aufzurollen und die Frage nach Mr. Satoshi rückt so weit in Vergessenheit, dass ich mich stellenweise gefragt habe, was uns der Autor hier eigentlich mitteilen möchte.
Erst auf den letzten 40 Seiten bekommt der Roman jenen Glanz, den ich so gern schon vorher gespürt hätte, denn dann lernen wir nicht nur Satoshi kennen, sondern auch sein Geheimnis und die Gründe, die dazu führten, dass er seine geliebte Alice förmlich über Nacht verlassen hat. Doch aus dieser Geschichte hätte man deutlich mehr machen können.

FazitIch vergebe 3 Sterne für einen sprachlich schönen Roman, der die unterschiedlichen Werte und Befindlichkeiten von Menschen gekonnt einfängt, dabei aber immer wieder von der Haupterzählung abschweift und sich stellenweise in unschöne Längen verliert. Und geht es auch um das Thema verlorene Liebe, schweres Schicksal und unwiderrufliche Fehlentscheidungen, so können hier die Charaktere nicht wachsen, sich nicht entwickeln und durchlaufen ein vom Zufall bestimmtes Leben, welchem sie kaum etwas entgegensetzen. Leider konnte der Roman meine Erwartungen nur bedingt erfüllen und wandert daher in die Kategorie: Kann man lesen, muss man aber nicht.

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